Mittwoch, Februar 28, 2007

Samstag abend...

wollten wir (zu acht) in einen Keller im Süden Berlins, in dem es Billard, Kickertisch, Tischtennis und die obligatorische Couchecke geben sollte.
Da ich noch nie da war, wollte ich erstmal in die entgegengesetzte Richtung fahren um mich da in der Wohnung mit anderen Reisekameraden zu treffen.
Ich bin also zunächst zum S-Bahnhof Köpenick um von dort mit der S-Bahn zu fahren.
Allerdings musste ich einen halben aufgerissenen Bahnsteig erblicken, als ich die Treppe hochkam.
Natürlich die Seite, von der meine Bahn fahren sollte.

Zunächst der Gedanke, dass ich mal doch hätte woanders lang fahren sollen.
Dann der Blick auf die Tafel in der sämtliche Reparaturmaßnahmen der Umgebung aufgelistet waren.
Damit war der Gedanke gestorben...denn die andere Möglichkeit (über Schöneweide nach Ostkreuz) sah noch böser aus (mehrere Bahnen komplett ausgefallen und ansonsten SEV).
Also hieß es warten.
Ich war 19:20 angekommen, laut Baustellenplan sollte meine Bahn 19:38 abfahren.
Inzwischen konnte ich mich intensiv mit den Baustellenarbeiten auseinandersetzen.
Zwar bemerkte ein vorbeikommender Mann treffend "Einer arbeitet und sechs stehen rum." aber zumindest sah es nach sinnvollem Rumstehen aus.
Auf den Schienen neben dem aufgerissenen Bahnsteig fuhr ein Schienenfahrzeug mit einem Bagger darauf und baggerte den Sand aus dem Sandcontainer auf den Bahnsteig.
Das sah übrigens sehr stylisch aus, wie er das Schienenfahrzeug bewegte und dabei sehr optimal mit dem Baggerkran zwischen den Lücken der wachsamen Arbeiter herumnavigierte.
Ja, das war schon fast ästhetisch.
Da bekam ich schon etwas Lust darauf, auch Bauarbeiter zu werden.

Jedenfalls wurde es schließlich 19:38 und es kam eine Bahn - allerdings aus der falschen Richtung.
Klasse.
Aber ich konnte ja weiter die Bauarbeiten verfolgen bis gegen 19:47 meine Bahn endlich kam.

Auf Grund meines Interesses an dem Gebaggere fuhr ich in dem vordersten Wagen der S-Bahn, und stieg entsprechend auch ganz vorne aus.
Beim Aussteigen sah ich dann aber, wie ganz hinten (quer zu meiner Bahn - Ostkreuz halt) eine Bahn in der Richtung einfuhr, in die ich musste.
Ich erinnerte mich, dass aus der Richtung ja mehrere Linien ausgefallen waren (laut dem Plan) und ich nach der Bahn die ich da gerade sah wohl (wieder) ewig warten müsste...
Also trat ich an und legte einen weltmeisterlichen Sprint hin, flog die Treppen hinaus und kam gerade noch in die Bahn rein.
Mein nächstes Ziel war die U-Bahn bei der Frankfurter Allee. Als ich da die Treppe hinunterkam, sah ich irgendeine U-Bahn stehen (ich wusste nicht in welche Richtung ich muss) und sprang die letzten Stufen hinab um noch zwischen den sich schließenden Türen hindurch zu kommen.
Drin stellte ich fest, dass es die falsche Richtung war.
Bei der nächsten Station hielt glücklicherweise eine U-Bahn in Gegenrichtung als meine gerade einfuhr.
Also stürzte hektisch ich ein letztes Mal über den Bahnsteig und schaffte es auch diesmal hinein...
Den Rest des Weges schaffte ich ohne weitere Komplikationen.

Zu dritt machten wir uns auf den Weg in die nächste Wohnung um dort unsere Gruppe zu komplettieren.
Als wir dort warteten und weitere Mitkommer informierten, kam von einem der angerufenen der Vorschlag, dass man ja auch Pokern könnte weil man dann nicht diesen Weg hätte und Pokern mache ja auch Spaß. Und so.
Ansonsten müsste man dann ja auch nicht irgendwohin fahren und vor allem sei Pokern ja auch eine spaßige Sache.
Letztendlich fuhren wir dann zu zweit weiter.

Gegen zwei Uhr machten wir uns auf den Rückweg und ich plante meine Ankunft zu Hause für 3:30, schließlich gab es ja Baumaßnahmen und es würde wohl entsprechend lange dauern.
gegen 2:20 war ich auf Ostkreuz angekommen und wartete.
In der Kälte.
Definitiv zu dünn angezogen.
Und kalt war es auch.
2:40 kam die Durchsage, dass auf Grund eines "Oberleitungsschadens im Bereich Köpenick" die nächste Bahn nur bis Karlshorst fahren würde.
Karlshorst war nicht Köpenick.
Also ging ich zum Bahnhofsvorsteher der die Durchsage gemacht hatte und fragte, wie ich denn nun von Karlshorst nach Köpenick kommen würde.
"Ja...also wenn Sie über Schöneweide fahren würden...dann müssten Sie aber auch auf den Nachtbus warten...ich weiß nicht."
Na dann.
"Wie sieht es denn mit der Wahrscheinlichkeit aus, dass der Schaden da heute noch repariert wird?"
"Ähh das kann 20...oder 40 Minuten dauern...das wird schon repariert...Ich habe doch auch keine Ahnung."
"Aha. Ist ja top organisiert hier."
Ich wartete also weiter. In der Kälte.
10 Minuten später kam die Bahn (ohne Heizung!) und hielt in Karlshorst an.
Ich stieg aus, guckte ein bissl herum - es war nichts zu sehen - und stieg wieder ein.
Und nickte ein.
Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich das Schild "Friedrichshagen".
Das war nicht Köpenick.
Ohne dass mein Gehirn schon wieder mit Sauerstoff versorgt war, stieg ich erstmal aus.
Draußen fiel mir dann wieder ein, dass es draußen ja noch kälter war als in der Bahn.
Also wartete ich wieder.
In der Kälte.
Es wäre schon cleverer gewesen, einfach mit der Bahn bis zur Endhaltestelle und zurück zu fahren, als draußen (in der Kälte) herumzustehen.
Also stand ich da um 3:20.
Und um 3:30.
Und 3:40 stand ich immer noch da. Es war kalt.
Die ganze Zeit überlegte ich, ob ich nicht hinunter auf die Straße gehen sollte, um nach einem Taxi(stand) zu gucken - aber was, wenn in diesem Moment die Bahn kommen und ich kein Taxi finden würde...worst case.
Also blieb ich stehen und sah wohl etwas elend aus: immerhin quatschte mich ein Herr im mittleren Alter und einigen Promille an und hatte wohl das Bedürfnis sich um mich zu kümmern...
Da mir inzwischen alles egal war und vor allem auch kalt, habe ich mich dann tatsächlich mit dem unterhalten.

3:50 kam dann endlich die Bahn und gegen 4:15 war ich schon zu Hause.

Am Nachmittag des gleichen Tages hatte ich mir gegen Kopfschmerzen eine Kopfschmerztablette nehmen wollen und drückte mir dabei das kantige Silberpapier der Verpackung tief zwischen Fingernagel und Daumen. Schön blutig.
Aber ich hatte nun auch direkt die Schmerztablette zur Hand.

Manchmal läufts einfach.

Donnerstag, Februar 08, 2007

Am Freitag bin ich angefahren worden



Gerade vorletzte Woche Zeuge eines Unfalls geworden und nun das.
Vielleicht erzähl ich erstmal von dem Unfall, bevor das Ereignis auch wieder in den Untiefen meines Gehirns verschollen ist...
Nachdem ich einen Freund besucht hatte, fuhr der mich freundlicherweise zu meinem Großvater.
Auf dem Weg dahin, in angeregter Unterhaltung vertieft, sahen wir mehr beiläufig in einigen hundert Metern Entfernung einen mittelgroßen LKW bei dem Versuch, von einer Tankstelle auf die Landstraße einzubiegen.
Allerdings entgegen der Richtung der Ausfahrt der Tankstelle...
Natürlich war der Wendekreis des LKWs zu groß und er steckte dann quasi vor der Leitplanke der anderen Straßenseite fest.
Mein Kumpel wurde automatisch langsamer, logisch.
Vor uns fuhr ein Kastenwagen, scheinbar auch nicht allzu schnell - zumindest kam mir das Folgende recht zeitlupenartig vor.
Der Kastenwagen schien zu rollen, weiter und weiter...und wurde irgendwann von dem LKW gestoppt.
Zunächst macht man sich keine weiteren Gedanken, bei mir war auch erstmal die Freude vorherrschend, zum ersten Mal live einen Unfall gesehen zu haben und womöglich als Zeuge auftreten zu können.
Nunja, vielleicht etwas pervers.
Nachdem wir angehalten hatten, bin ich direkt ausgestiegen und vorgelaufen um zu gucken was da genau passiert war.
Beide Fahrer waren bereits ausgestiegen und scheinbar unverletzt (der LKW war übrigens ein polnischer) und telefonierten eifrig.
Der Kastenwagen hatte einen Totalschaden, bei dem war vorne alles eingedrückt und der Airbag war auch ausgelöst worden; beim LKW war nicht viel passiert, nur unten an der rechten vorderen Ecke ziehmlich demoliert.
Irgendwann war der Kastenwagenfahrer fertig und ich fragte, ob wir als Zeugen bleiben sollen bis die Polizei kommt oder ob er zumindest unsere Nummern haben will.
Seine Antwort: "Ach ihr habt doch bestimmt nicht viel sehen können."
Wir fuhren direkt hinter ihm.
Er telefonierte weiter.
Mangels einer konkreten Antwort wartete ich also weiter; irgendwann stieg mein Kumpel aus und kam auch dazu und fragte seinerseits den Herrn, ob der eine Telefonnummer haben will.
"Ihr habt doch sowieso nichts sehen können, das ist nicht nötig."
Wir fuhren direkt hinter ihm.

Also gingen wir zurück zum Auto und überlegten warum der uns partout nicht als Zeugen wollte.
Auf der Straße waren keine Bremsspuren zu sehen und aus unserer Sicht war es auch absolut nicht nachvollziehbar, wie er nicht bremsen konnte bevor er in den Polen reinfuhr.
Nunja, wohl Versicherung abgreifen solange der Wagen noch Vollkasko hatte...


Aber nun zu meinem Unfall letzten Freitag.
Ich musste wie jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit eine Nebenstraße der Hauptstraße überqueren.




Ich lief also in Pfeilrichtung und sah, wie gerade die letzten Autos auf der Hauptstraße vorbeifuhren - also würden jeden Moment die Autos der Nebenstraße losrollen und ich würde eine ganze Weile warten müssen, bevor ich über die Straße könnte.
Da fasste ich also - wie so oft - den folgenschweren Entschluss, noch schnell vor den Autos über die Straße zu rennen, also bevor die anfahren konnten.
Das gelang soweit auch....allerdings vergaß ich, dass ja auch Autos von rechts kommen könnten die in die Nebenstraße einbiegen wollten.
Und genau das passierte auch.

Ich muss dazu sagen, dass an dieser Kreuzung die Autofahrer praktisch nie das Vorlaufsrecht der Fußgänger beachten und ich schon öfter darüber nachdachte, dass man daraus doch Kapital schlagen können muss.
Es müsste doch möglich sein, kurz bevor einen ein Auto erfasst, ein Stück hochzuspringen und sich auf die Motorhaube zu werfen, so dass einem nicht die Beine kaputt gefahren werden oder man sonst schwere Verletzungen erleidet.
Dann nimmt man vom Fahrer 100 oder 200 Euro dafür, dass man das ohne Polizei auf sich beruhen lässt und jeder geht seiner Wege.

Naja, in der brutalen Realität lies sich das nicht so ganz verwirklichen.


Ich gucke also nach links, das erste Auto fährt noch nicht an, gehe los, passiere dieses Auto, gucke nach vorne und sehe plötzlich am rechten Blickrand eine Bewegung.Das Auto, was diese Bewegung darstellte, kam verdammt schnell auf mich zu.

Man glaubt gar nicht, wie langsam und wenig überlegt man da reagieren kann - jedenfalls lies sich mein Hochspring-Plan in der Kürze der Zeit nicht ausführen.

Reflexartig bleibe ich natürlich stehen und versuche innerhalb dieser Sekundenbruchteile irgendwie eine Rückwärtsbewegung hinzubekommen.Das Auto bremste natürlich, aber mein rechtes Knie wurde trotzdem von der Front des Autos und mein Fuß vom linken Vorderrad erfasst (ich weiß nicht mehr, wie das eigentlich ging).

Ich ziehe erstmal meinen Fuß vom Rad weg und humpel vor dem Auto auf die andere Straßenseite.

Das Auto, das mich angefahren hat, fährt los.

Ich denk ich hör' wohl nicht richtig und dreh mich um und sehe, wie das Auto stehenbleibt - er wollte nur vorfahren, damit er mich durch die Scheibe fragen konnte, ob alles in Ordnung sei.


Ich bewege und drehe Bein, Knie und Fuß und es scheint soweit alles Ok zu sein, das einzige was ich in dem Moment im Kopf hatte, war, dass ich schnell zur Arbeit muss.
Also trennten wir uns (ohne Geldzahlung, weil ich auch eine Mitschuld bei mir sah - ich war sehr dunkel angezogen) und ich fuhr weiter.

In Bahnhof Friedrichstraße biege ich auf dem Weg zur U-Bahn um eine Ecke und kriege fast einen Herzstillstand, als mir eine Frau mit Kinderwagen in einem Wahnsinnstempo entgegenkommt...

In der U-Bahn nicke ich kurz ein und träume (natürlich) von einem Auffahrunfall, den ich trotz aller Bemühungen nicht verhindern konnte (mit mir im Unfallwagen).



Auch wenn ich teilweise immer noch sehr vorsichtig nach Autos auf Straßen gucke, habe ich das Trauma inzwischen wohl überwunden :P